Ich bin ZIVI und bin stolz darauf. Der Zivildienst ist mit einigen Vorurteilen behaftet. In drei Teilen schreibe ich darüber, wie, wo und weshalb ich Zivildienst leiste. Im ersten Teil schildere ich meine Überzeugung, mit welcher Motivation ich als ZIVI tätig bin.
Teil 1: Im Dienst für die Gesellschaft
Teil 2: Ein Einsatz für eine gesunde Seele
Teil 3: Herausforderungen an der Schule
Nein, ich bin kein Armeegegner. Spätestens das verflixte Jahr 2020 hat gezeigt, warum die Armee für unser Land so wichtig ist. Sei es bei der Unterstützung in Spitäler oder Pflegeheimen, beim Einsatz an den Grenzen oder beim Umgang mit den Impfungen: Die Armee ist einer der wichtigsten Player bei der Bekämpfung des Coronavirus.
Und dennoch war ich nur drei Tage im Dienste der Schweizer Armee. Der Infotag und die beiden Rekrutierungstage in Windisch AG fanden Platz in meinem "Dienstbüechli". Mir war aber bereits da klar, dass die Armee für mich der falsche Platz ist. Im Zentrum meiner Entscheidung stand immer der Dienst an der Gesellschaft. Dieser erachte ich als ungemein wichtig für unser Land und auch als Gewinn für jede dienstpflichtige Person in der Schweiz.
Für mich stellte sich die Frage, wo ich mich für unsere Gesellschaft am nützlichsten machen kann. Der Zivildienst drängte sich da als sinnvolle Alternative auf. ZIVIs sind militärdiensttauglich. Dies unterscheidet den Zivildienst vom Zivilschutz, mit welchem er in der öffentlichen Diskussion viel zu oft verwechselt wird. Als ZIVI zahlt man keine Wehrersatzabgaben, leistet dafür aber - quasi freiwillig - 1,5 mal so viele Diensttage, wie bei einem ordentlichen Armeeeinsatz. Total sind das zirka 360 Tage. Also ziemlich genau ein ganzes Jahr.
Die öffentliche Diskussion um den Zivildienst ist geprägt von unnötigen Emotionen und veralteten Ideologien. So bezeichnete der ehemalige SVP-Nationalrat Adrian Amstutz 2018 die ZIVIs als "traurige Weicheier", viele Wortführer kennen den Unterschied zwischen Zivildienst und Zivilschutz nicht oder man spielt die verschiedenen Player in unserem Milizsystem untereinander aus. Ein unhaltbarer Zustand, der uns keinen Schritt weiter bringt.
Ja, wir ZIVIs sind nicht die Superhelden, welche sich bei Märschen die Füsse wund treten. Wir sind nicht die harten Männer, welche sich tagtäglich anbrüllen lassen. Aber ganz ehrlich: Müssen wir das sein?
Für ein funktionierendes Milizsystem braucht es alle! Es braucht die Armee, es braucht den Zivilschutz und es braucht den Zivildienst. Es braucht aber auch die tausenden von freiwilligen Helferinnen und Helfer in Feuerwehr, Samaritervereinen oder anderen relevanten Gremien. Und das Wichtigste: Es braucht sie alle im gleichen Boot. Wir sollten uns nicht gegenseitig schlecht reden. Sondern wir sollten uns gemeinsam auf unsere Aufgabe konzentrieren, zu welcher wir verpflichtet sind: Den Dienst an der Gesellschaft.